Liebe in Makro
Die Liebe klopft an - und vielleicht ist sie kaum hörbar und vielleicht ist sie leicht zu übersehen? Die Vorstellungen und Erwartungen stehen hinderlich herum, der Glaube, dass ich ja Bescheid weiß und mir klar ist, wie sich Liebe anfühlt. Ein großes Gefühl, mütterlich, romantisch, allumfassend, lebendig, eine Empfindung, die da sein kann oder nicht, der ich mich öffnen kann oder mich verschließen.
Ich ahne, dass diese Klarheit wird wanken müssen, wird stürzen müssen und ich fürchte mich. Was, wenn die Liebe sich mir in ganz leisen Regungen zeigt, in vagen Wahrnehmungen, in Bruchteilen von Gedanken, die ich bisher gar nicht beachtet habe? Wenn ich einmal nicht unzufrieden bin, weil ich die heutige ToDo-Liste nicht erfüllt habe ist das vielleicht schon Liebe. Wenn ich beim Spülen kurz innehalte, meinen Sohn im Zimmer drüben lauthals lachen höre und selbst beginne zu lächeln ist das eine Ahnung von Liebe. Wenn ich die Ameisen von meinem Schrank hinaustrage, statt sie einzusaugen ist das auch ein Liebesakt?
Was ist, wenn Liebe jedem meiner Gedanken erst den Raum öffnet, wenn sie mit jedem neuronalen Impuls von einer Synapse zur nächsten springt? Was, wenn die Liebe mir näher ist als mein Blut, selbstverständlicher als mein Atem? Allein bei der Vorstellung wird mir schwindlig.
Vielleicht ist Liebe ein winziges Gefühl, das jede einzelne Mitochondrie zum Schwingen bringt, das die Bahn eines Elektrons voller Schönheit rundet? Meine gut ausgebauten Gedankenautobahnen erscheinen mir lächerlich, meine gewohnten Gefühle blass und leer. Hier muss ich eine Pause einlegen.
Das mit dem Verschließen wird wohl nichts mehr werden…