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Als ich mich heute besucht habe, bin ich einem Gefühl begegnet. Es stand einfach da in seiner ganzen Schönheit, doch ich hatte es schon lang nicht mehr betrachtet. Normalerweise stelle ich es beiseite wie ein lästiges Möbelstück, gehe achtlos vorüber, sehe darüber hinweg.

Schuld, sagt Chuck Spezzano, ist das Gegenteil von Verantwortung, sie ist die Flucht vor der Verantwortung. Sobald du verantwortlich bist, gehst du in deine Kraft, während Schuld dich trüb und träge macht. Verantwortung ist eine (mal mehr, mal weniger) bewusste Antwort auf eine Situation

Was aber ist Unschuld? Unschuld ist da, sie steht einer weder Rede und Antwort, noch spielt sie mit dem Opfer- oder Täterdasein. Sie ist da, und entgegen aller Behauptungen kann sie nicht verloren gehen noch kann sie beschmutzt werden, denn das entspricht nicht ihrem Wesen.

Dieser Unschuld bin ich heute in mir begegnet und ich war ein bisschen erstaunt, dass sie mir so lange nicht aufgefallen war, wo sie doch offensichtlich wichtig für mich ist. Sie ist mein Schutzengel bei vielen Neuanfängen und Begegnungen. Sie ist die Schutzpatronin meiner Kreativität. Sie ist die Basis auf der mein Interesse an der Welt steht. Sie ist der Boden, auf dem sich meine Liebe bewegt. Sie berechnet nicht. Alle Gedankenkonstrukte, ob er beleidigt sein könnte, wenn ich … und ob ich verletzt werden könnte wenn … sind der Unschuld fremd, sie ist da. Nicht mehr und nicht weniger. Vertrauen ist ihr Blütenstaub.

Mein Herz füllt sich mit Freude, so als hätte ich meine Liebste wiedergefunden, meinen Schatz. Jetzt bemerke ich sie. Ich schaue meiner Unschuld zu und erkenne, wo sie beteiligt ist, den Weg bereitet, teilhat. Ich bin erleichtert, wenn die Gefühlsberechnungen wegfallen, ich bin beeindruckt davon, dass Reinheit kein Thema ist für sie, berührt von ihrer süßen Schönheit. Sie hält meine Schlüssel in ihrer Hand.

Welchem vergessenen Schatz begegnest du in dir?