Das bisschen Haushalt

In den letzten Wochen denke ich immer wieder über Hausarbeit im weitesten Sinn nach. Versteht mich richtig: das hier ist kein politisches Statement dafür, dass Frauen zurück an den Herd sollen, ganz im Gegenteil. Ich bin dafür, dass wir Frauen wählen können, wie wir unser Leben gestalten, und so auch die Männer. Was ich bemerke, ist, dass der politische Wille dahin geht, dass alle Frauen wenn möglich „vollzeitbeschäftigt“ sind und das bewirkt, dass die gesamte Hausarbeit nebenher und dazwischen geschehen muss, denn eines ist sicher - irgendwer muss Wäsche waschen und die Wohnung aufräumen, irgendwer muss die Gesamtverantwortung für den Haushalt übernehmen: dafür, dass Rechnungen gezahlt und Lebensmittel eingekauft werden und für viele noch unsichtbarere Aufgaben wie den Trost, wenn ein Familienmitglied traurig ist, die Gesundheitspflege, die guten Beziehungen mit den NachbarInnen. Von der Kindererziehung reden wir hier gar nicht. Dieses Kümmern um die Wohneinheit, in der wir leben, ist die Basis unserer Existenz, sie beeinflusst im hohen Maß unser Wohlbefinden. Die Pflege des Haushalts und der ganz alltäglichen Beziehungen ist extrem wichtig und uns wird permanent suggeriert, diese Pflegearbeit sei nicht nur nichts wert, sondern eigentlich gar nicht existent. Diese Arbeit wird nicht bezahlt und alle tun so, als bräuchte man dafür auch keine Zeit. Wir verneinen quasi unsere Existenz außerhalb von Arbeit und Freizeitaktivitäten, wir verneinen unser ganz alltägliches, privates Leben. Deshalb widme ich diese Newsletter der Hausarbeit, weil sie unglaublich wichtig für uns ist.

Ich koche zwei Mal täglich und ich schätze, dass ich 2-6 Stunden jeden Tag mit Hausarbeit beschäftigt bin, obwohl die Wohnung nie ordentlich aussieht. Ich bemerke, dass ich nicht mehr bereit bin, so zu tun, als wäre dies nicht relevant, oder als könnte das alles nebenher erledigt werden. 

Es ist für mich wichtig mit der Nachbarin auf der Treppe kurz zu sprechen. Es ist für mich wertvoll, wenn selbst gesammelte Kiefernzweige in der Vase stehen. Ich will mir die Zeit nehmen, meine Mutter zum Essen einzuladen und in Ruhe die Wäsche zu falten. Ich will die Schönheit des Salats bewundern, den ich wasche und mich über die Farbe meiner Bettwäsche freuen. Ich will die Wärme des frisch gemahlenen Dinkels spüren und auf meinen Sohn warten, der beschlossen hat, sich doch noch einmal umzuziehen. 

Ich finde, ich habe ein Recht darauf meinen Alltag in Würde zu gestalten. Ich weigere mich vollbeschäftigt zu sein und dabei mein Leben zu verpassen, weil ich versuche es zwischen einen Termin und den nächsten zu quetschen.

In letzter Konsequenz ist dies doch ein politisches Statement - für das Leben.

Viel Lebendigkeit wünscht euch Amathea