basteln 2.0
Der Vollmond rundet sich erst am 30.11., doch ich wollte euch die Gelegenheit geben, auf unser Adventskalenderprojekt zu reagieren, deshalb kommt diese Newsletter etwas früher. Ein Thema, das für mich gerade greifbar wird (und wahrscheinlich nicht nur für mich), ist das um Macht und Ohnmacht und was das mit meiner Bastelerfahrung zu tun hat.
Ich bin mit Händen voller Klebstoff aufgewachsen, mit farbverschmierten Fingern, mit Scheren und Pinsel und mit Karton. Ich habe aus den Tellern der Barbie-Puppenküche lustige Männchen zusammengepappt und alles um mich herum als potentielles Material für meinen Gestaltungsdrang angesehen (das meiste davon, durfte ich leider nicht verwenden…). Sie bastelt halt gern, hieß es.
Bis weiter über 25 dementierte ich heftig, kreativ zu sein. Kreativ war peinlich, machte viel Schmutz und war zu nichts nütze. Es war ein langer Weg, bis ich meinen unerschöpflichen Strom der Kreativität anerkannte und genoss und nicht nur (be)nutzte - und noch bin ich mit dem Thema nicht durch.
In den letzten Tagen ist mir aufgefallen, dass wir alle andauernd kreativ und schöpferisch tätig sind, wir gestalten in jedem Augenblick unser Leben, auch wenn es sich vielleicht nicht so anfühlt. Das beginnt bei unseren Gedanken, wie wir alle wissen - doch darauf will ich jetzt nicht hinaus: Wir gestalten unser Leben ganz konkret und körperlich. In der Art, wie wir unsere Tasse auf den Tisch stellen, wie wir unsere Socken hinwerfen, wo wir die Milch im Kühlschrank platzieren und wohin wir uns selbst setzen, all dies erschafft unsere Wohnung heute, unser Leben jetzt. Es beeinflusst uns selbst, ob wir das Frühstück im Stehen, Sitzen oder Liegen einnehmen, es hat Auswirkungen auf andere, ob wir einen schwarzen oder einen grünen Mantel tragen. Jedes Gestaltungsdetail ist eine Information für das energetische Netz dieser Welt. Wenn wir diese alltägliche Schöpferkraft ernst nehmen, finde ich das fast schon erschütternd. Das Potential ist atemberaubend!
Es ist, als könne ich mir mein Leben selbst basteln. Ich entscheide, wo der Glitzerstaub hinkommt und was fest angeklebt wird und was beweglich bleibt. Ich wähle die Farben und die Formen und ob ich flexibel reagiere, wenn die Farbe, die ich mir vorgestellt habe, gerade nicht verfügbar ist.
Natürlich ist das ein ungeübter Gedanke, dass unser tägliches Tun einen ernsthaften Einfluss auf unser Leben hat und noch steht er im Konjunktiv. Jetzt ist es an mir auszuprobieren, was sich verändert, wenn ich die Jacke auf den Anderen Haken hänge oder bei Kerzenlicht zu Abend esse. Was ich jetzt schon spüren kann ist, dass sich kleine Risse im Alltagstrott bilden und sich meine (etwas zerknitterten) Fühler langsam glätten und ausbreiten. Mal schauen, was jetzt geschieht!